Wie du Angst einfach Angst sein lassen kannst
Versagensangst im Job: Was das ist und was du tun kannst, damit es dir wieder besser geht
Ich habe Sabine Bimmler, Psychologin, Coach und Psychotherapeutin für Verhaltenstherapie, eingeladen, um über das Thema Versagensangst im Job zu sprechen. Versagensangst ist vielen bekannt, doch meistens erkennen wir es nicht als diese an. Lese hier, was Versagensangst ist und was du im Job tun kannst, um diese nicht dein Leben bestimmen zu lassen.
Henryk: Liebe Sabine, vielen Dank, dass du dir für The Young Professional Zeit genommen hast. Heute wollen wir über das Thema „Versagensangst im Job“ sprechen. Doch bevor wir hier tiefer eintauchen, vorab die Frage: Was ist Angst?
Sabine: Angst ist eine Basisemotion, die wir zum Überleben brauchen. Angst hat uns in der Steinzeit geholfen, gefährliche Situationen als solche einzuschätzen und entsprechend zu reagieren: Wenn wir den Säbelzahntiger sehen, erkennen wir das als Gefahrensituation und rennen weg. Angst wird begleitet von Körpersymptomen wie schwitzende Hände, Zittern, beschleunigte Atmung. Diese Reaktionen helfen uns, all unsere Energie in diesem Moment für das Überleben einzusetzen.
Vor dem Säbelzahntiger konnte man damals weglaufen, vor dem Job nicht
Den Säbelzahntiger gibt es nicht mehr als alltägliche Gefahrenquelle, das Gefühl der Angst aber schon. Vor allem im Job ist es ein großes Thema für viele, doch vor der Arbeit kann ich nicht weglaufen.
Henryk: Ist Angst gleichbedeutend mit Stress? Was kann ich als Führungskraft tun, wenn mein:e Mitarbeiter:in Stress hat?
Sabine: Stress kann aus vielen verschiedenen Komponenten bestehen. Angst ist, wenn wir etwas als gefährlich wahrnehmen. Wenn du also eine:n Mitarbeiter:in hast, der/die sagt, dass es gerade stressig für ihn/sie ist, nimm dir die Zeit, mit ihm/ihr, näher darüber zu sprechen. Hat der/die Mitarbeiter:in Stress, weil einfach viel zu tun ist? Oder hat er/sie Stress, weil er/sie Angst vor dem Versagen hat? Es ist wichtig zu verstehen, was den Mitarbeiter bewegt, um ihm/ihr entsprechend helfen zu können.
Warum Fleiß und Ehrgeiz einen nicht immer weiterbringen
Henryk: Folgendes Szenario: Ich muss eine Präsentation halten, habe diese schon frühzeitig fertig, ich bin super vorbereitet, doch trotzdem merke ich: Ich habe einen Kloß im Hals, mein Gedankenkarussell spielt verrückt und das alles geht nicht weg. Was kann ich da machen?
Sabine: Am besten ist, du schaust genauer hin: Warum habe ich solche Angst zu versagen? Häufig gibt es diesen Satz in unserem Kopf: „Wenn ich mich nur genug anstrenge, schaffe ich es!“. Dieser Satz trifft aber auf vieles gar nicht zu. Obwohl wir uns abstrampeln, kann mein gewünschtes Ergebnis trotzdem nicht klappen. Und das ist aus einem ganz einfachen Grund so: Wir alle sind fehlbar. Es gibt Lebens- und Arbeitssituationen, die können wir durch pure Anstrengung nicht lösen. Vor allem ist es dann der Fall, wenn gewisse wichtige Aspekte nicht in unserer Hand liegen, also außerhalb von uns oder unserem Wirkungsbereich.
Wichtig ist hier, dass dir selbst die Erlaubnis zum Scheitern gibst. Wenn du im Job nicht erfolgreich bist, heißt es nicht, dass du nicht genug geleistet hast oder versagt hast. Es heißt nur, dass der Job z. B. nicht zu dir passt. Wenn du dauerhaft das Gefühl der Versagensangst hast, versuche zu hinterfragen: Bin ich vielleicht in eine Position gekommen, wo ich meine Stärken nicht ausspielen kann? Es kann sein, dass ich von meiner Führungskraft ggf. falsch eingeschätzt worden bin oder ich selbst habe mir zu viel zugetraut. Dann darfst du dir selbst ruhig sagen: Es klappt nicht.
Gesunder Umgang mit Versagensangst im Job
Henryk: „Ich muss da jetzt durch!“, ist auch ein Satz, den Young Professionals sich häufig selber sagen. Für viele wird es als schlimm empfunden, wenn sie daran denken das Unternehmen oder Position wechseln zu müssen. Wie können sich diese Young Professionals den Alltag erleichtern, mit ihrer Versagensangst umzugehen?
Sabine: Hier hilft dir die Akzeptanz- und Commitment-Therapie weiter. Der Ansatz ist, dass eine Emotion nur eine Emotion ist. Ich kann mich von der Emotion distanzieren, indem ich folgende Frage stelle: „Was passiert gerade hier?“ Um dann festzustellen: „Ah, ich habe Angst, ich habe deswegen körperliche Symptome.“ Mehr als das kann die Angst bei einem auch nicht machen. Angst muss nicht handlungsleitend sein: Ein Fallschirmspringer steht im Flugzeug und hat auch Angst vor dem Sprung. Das bewahrt in davor, fahrlässig mit seiner Sicherheit umzugehen. Trotzdem springt er hinunter, denn er lässt sich durch seine Angst nicht leiten. Angst bzw. gesunder Respekt ist in mancher Jobsituation ganz normal und kann auch Energie freisetzen. Wichtig ist, dass die Angst nicht meine Handlungen leitet. Auch wenn ich Angst bei der Arbeit habe.
- Kann ich trotzdem die Ruhe bewahren,
- kann trotzdem meine Prioritätenliste sortieren und
- kann mich trotzdem gut abstimmen mit den Kollegen oder meiner Führungskraft, auch wenn ich innerlich in diesem Angstmodus laufe.
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Angst muss nicht handlungsleitend sein
Die meisten versuchen, dieses unangenehme Gefühl der Angst loszuwerden. Das ist nicht notwendig bzw. destruktiv, denn das unangenehme Gefühl geht von ganz alleine weg, wenn ich es einfach lasse. Wenn ich meine Angst aus einer distanzierten Haltung heraus betrachte, dann stelle ich nämlich fest, dass das alles gar nicht so schlimm ist. Und mein Handeln kann ich außerhalb von den Emotionen an anderen Dingen ausrichten. Diese Distanzierung muss man trainieren und das geht mit jedem Gefühl. Wenn ich es geschafft habe, mich zu distanzieren, gibt es mir eine große Handlungsfreiheit hinterher.
Versagensangst setzt Energie frei – die wird man nicht einfach am Schreibtisch los
Henryk: Damals als Young Professional hatte ich großen Bewegungsdrang. Je stressiger es wurde, desto mehr hatte ich das Gefühl: „Ich muss mich bewegen“. Was genau bedeutet das?
Sabine: Angst stellt Energie bereit, sie bringt uns dazu, dass wir hochaufmerksam sind. Wenn du also Versagensangst hast, bekommst du enorm viel Energie, die du am Schreibtisch nicht einfach wieder loswirst. Damit du die Energie wieder freisetzen kannst und sich das alles wieder beruhigen kann, ist Bewegung sehr wichtig.
Bewegung ist wichtig
Bei Young Professionals sieht man heutzutage leider das Gegenteil: Sie machen keine richtigen Pausen mehr, sitzen nur noch am Arbeitsplatz und machen Überstunden. Das eigene System kommt nicht zur Ruhe. Deswegen ist es wichtig zum Beispiel in der Mittagspause spazieren zu gehen, Treppen zu laufen und zwischendurch langsam und ruhig zu atmen, um herunterzukommen. Nur so schafft man es, die Stressreaktionen zu unterbrechen und dem Körper zu signalisieren: Mir geht es gut und ich habe die Kontrolle. Dabei muss man sich immer vor Augen halten: Am Ende des Tages fehlen mir nicht diese 30 Minuten, die ich genutzt habe, um wieder herunterzukommen, sondern ich habe die Möglichkeit jetzt konzentrierter, kreativer und leistungsfähiger zu arbeiten.
Henryk: Ist jemand, der sich viele Gedanken macht und Versagensängste hat, eine schlechte Führungskraft?
Sabine: Nein. Jeder hat Zweifel. Jemand, der sich die größten Gedanken macht, kann trotzdem die beste Führungskraft sein, wenn sie es schafft, sich zu distanzieren und die Gedanken als „Nonsens“ abzustempeln. Nur wenn ich die Versagensangst handlungsleitend mache, wird es schwierig – Stichwort Mikromanager.
Henryk: Was sind deine Tipps für die ersten ein bis drei Berufsjahre von Young Professionals?
Sabine: Frage dich zwischendurch immer wieder mal: Was wollte ich erreichen? Was habe ich erreicht? Woran hat es gelegen? Und handle entsprechend. Hol dir selber immer wieder Rückmeldung und Hilfe: Warum habe ich die Wirkung nicht erzielt, die ich erzielen wollte? Auch für Führungskräfte ist es wichtig, sich Feedback zu holen zum eigenen Führungsverhalten. Und das nicht, um Selbstkritik zu üben, sondern konstruktives Feedback sammeln, um sich selbst weiterzuentwickeln. Und was außerdem wichtig ist: Suche dir nette Menschen, die dich begleiten, die dir gegenüber nicht verletzend, sondern hilfreich, unterstützend und wertschätzend sind.
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Mehr über Sabine Bimmler:
Als Psychotherapeutin und systemischer Coach begleitet Dipl. Psychologin Sabine Bimmler nun bereits seit über 20 Jahren Menschen in Belastungssituationen. Sie hilft ihnen dabei, Krisen zu beenden und das Leben wieder auf Kurs zu bringen. Es können berufliche, aber auch ganz persönliche Fragestellungen sein, mit denen die Menschen zu ihr kommen. Mit ihrem Podcast „Reif für die Couch?“ stellt sie ihr Wissen und ihre Empfehlungen vielen Menschen kostenfrei zur Verfügung.
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Wie gehst du mit (Versagens)-Ängsten im Job um?
Jetzt bin ich gespannt, welche Erfahrungen du mit Stress und Druck im Job gemacht hast. Schreib mir doch einfach eine Nachricht oder Kontaktanfrage bei Xing oder LinkedIn, ich freue mich auf dich!
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Mit besten Grüßen
Dein Henryk Lüderitz