Bossing: Was tun, wenn du von der eigenen Führungskraft gemobbt wirst?

Mobbing am Arbeitsplatz ist mittlerweile leider trauriger Alltag in deutschen Unternehmen, lässt sich aber immer öfter gut regeln, wenn du eine fähige Führungskraft an deiner Seite hast.

Was aber passiert mit dir, wenn deine eigene Führungskraft dich schikaniert und dir keine ruhige Minute lässt? Dann spricht man von Bossing; einer speziellen Form von Mobbing auf Führungsebene.

In diesem Artikel zeige ich dir, welche Maßnahmen du gegen Bossing einleiten kannst. Denn Fakt ist: Du musst dir nichts gefallen lassen!

Gründe für Bossing im Unternehmen

Die Gründe für Bossing sind oft vielschichtig. Chefs oder Chefinnen sind sich unsicher in ihrem Tun, haben wenig Selbstbewusstsein oder verkraften keine Konkurrenz, die manch eine:r Mitarbeiter:in aufgrund seiner/ihrer vielen Talente darstellt. Bossing-Führungskräfte sehen vor allem ihren Status in Gefahr – sie möchten gerne alleinige:r Herrscher:in des Teams sein.

Um diese Unsicherheit zu kaschieren, werden Mitarbeiter:innen regelrecht vergrault: Arbeitsergebnisse werden manipuliert, die Führungskraft kritisiert ständig ohne Grund, der/die Mitarbeiter:in wird wiederholt aus dem Team ausgegrenzt und wichtige Informationen werden absichtlich nicht weitergegeben. 

Bossing ist demnach ein Machtspiel zwischen Führungskraft und Mitarbeiter:in und wird oft als Zermürbungstaktik angesehen. Die Führungskraft schikaniert das Opfer so lange, bis das eigentliche Ziel erreicht ist: die Eigenkündigung.

Gar nicht mal so selten hat Bossing auch den Grund, unkündbare Mitarbeiter:innen möglichst schnell loszuwerden. Personen, die einen besonderen Kündigungsschutz innehaben, z. B. Personen mit Handikap oder Schwangere. Durch das Bossing kündigen viele Mitarbeiter:innen selber und stimmen sogar einem Aufhebungsvertrag zu. Der Rivale bzw. die Rivalin ist somit aus dem Weg geräumt – die Machtposition als Führungskraft ist geklärt. Das kleine Ego kann somit wieder aufgepusht werden.

Mobbing-Opfer tragen keine Schuld!

Eins ist klar: Wirst du von deiner Führungskraft gemobbt, macht das deinen Arbeitsplatz zur täglichen Hölle. Du fährst mit Angst im Bauch zur Arbeit, weil du nie weißt, mit welchen Schikanen an diesem Tag wieder zu rechnen ist. Wer unter Kollegen auch keine Stütze findet, ist ziemlich allein auf weiter Flur. 

Schnell sucht man den Fehler bei sich selbst und fängt an, sich selbst Vorwürfe zu machen: „Was habe ich bloß falsch gemacht, dass meine Führungskraft so negativ auf mich reagiert?“ Die Antwort ist einfach: Gar nichts. Es liegt auf keinen Fall an dir selbst, dass du von Bossing betroffen bist. Die Ursachen dafür liegen allein bei deiner Führungskraft!

Checkliste, ob Bossing stattfindet

Anhand dieser Checkliste kannst du herausfinden, ob du wirklich von Bossing betroffen bist. Denn nicht jede Standpauke der Führungskraft ist direkt Bossing – ein bisschen Kritik muss jede:r Mitarbeiter:in aushalten können.

Wenn die kritischen Kommentare jedoch nicht aufhören, du gar nichts richtig machen kannst und immer Zielscheibe der schlechten Laune deiner Führungskraft bist, dann könnte es sein, dass Bossing die Ursache dafür ist.

Achte mal auf die unten stehenden Punkte, dann weißt du, ob deine Führungskraft es auf dich abgesehen hat:

• Du wirst regelmäßig unsachlich kritisiert
• … verbal angegriffen oder beschimpft
• mit ungerechtfertigten Abmahnungen bedroht
• du wirst gemieden & vom Team ausgegrenzt
• dein:e Chef:in überwacht jeden deiner Schritte
• vom Vorgesetzten werden Gerüchte über dich verbreitet
• dein:e Chef:in lastet dir Fehler an, die du nicht gemacht hast
• dir werden wichtige Informationen vorenthalten
• du wirst aufgrund deiner Einstellungen, Denkweise oder Herkunft diskriminiert
• deine Führungskraft unterbricht dich in jedem Satz
• dein:e Chef:in macht dich vor dem gesamten Team lächerlich oder zieht deine Aussagen ins Lächerliche
• dir wird grundlos Verantwortung entzogen

5 Tipps, die du gegen Bossing unternehmen kannst

#1 Suche das Gespräch mit deiner Führungskraft
Vermutlich ist gerade nichts schwerer für dich, als in die Höhle des Löwen zu gehen und um ein Gespräch mit deiner Führungskraft zu bitten.

Trotzdem ist das Schritt 1 zur Lösung deiner Probleme. Suche das 4-Augen-Gespräch und erkläre, wie sehr dich die Mobbing-Situation belastet. Frage nach, warum er/sie dich immer auf dem Kieker hat. Vielleicht kann auf dieser Ebene schon das ein oder andere Missverständnis aus dem Weg geräumt werden. 

Bringt das alles nichts, weil deine Führungskraft uneinsichtig, narzisstisch oder einfach nur unfähig ist, dann demonstriere im Gespräch Stärke: Zeige Grenzen auf. Bis hierhin und nicht weiter.

Das nächste Gespräch führt dich dann zum Betriebsrat (falls es einen gibt), die Personalabteilung oder die Geschäftsleitung. 

#2 Beweise sammeln

Sammel alle Beweise, die für ein Bossing sprechen. Mache dir im Meeting Notizen, mit welchen Sätzen deine Führungskraft gegen dich schießt. Falls Kollegen das auch mitbekommen haben, kannst du diese Personen bitten, eine Zeugenaussage bei der Chefetage zu machen. 

Führe ein Mobbing-Tagebuch, in dem du detailliert festhältst, auf welche Weise dich dein:e Chef:in schikaniert oder ausgrenzt. Mache dir Screenshots von E-Mails, in denen deine Führungskraft dich beleidigt.

#3 Mit Kollegen/Kolleginnen sprechen

Angenommen, du kommst gut mit deinen Teammitgliedern zurecht, dann spreche mit ihnen über deine Situation. Haben andere das Bossing gegen dich auch schon mitbekommen? Vielleicht findet ihr zusammen eine Strategie, wie ihr gegen das Bossing gemeinsam vorgehen könnt. 

Traust du dich z. B. nicht alleine zum 4-Augen-Gespräch mit deiner Führungskraft, dann nimm doch eine Kollegin/einen Kollegen mit, der/die dir den Rücken stärkt – und auch belegen kann, dass das Bossing von deiner Seite aus keine Einbildung ist.

Es kann auch sein, dass deine Führungskraft noch weitere Teammitglieder schikaniert und du gar nicht die Einzige bist. Als Verbündete könnt ihr gemeinsam zur Chefetage gehen und den Fall darstellen.

#4 Willst du das wirklich alles durchhalten?

Wenn das Bossing wirklich schlimm ist, dann frage dich einmal, ob der Job es wert ist, dass du diese Schikanen lange aushältst, die sich auch irgendwann auf deine Psyche ausschlagen können. 

Alleine das Mobbing auszuhalten, erfordert viel Kraft. Gegen der Führungskraft letztendlich vorzugehen, kann sehr lange dauern und ist bestimmt nicht innerhalb weniger Tage gelöst. 

Deswegen frage dich:
- Was hält mich in diesem Job?
- Gibt es für dich Alternativen, z.b. einen Abteilungswechsel mit einer neuen Führungskraft?

#5 Job-Wechsel

Wenn du weder die Abteilung wechseln kannst, noch das Melden des Bossings bei der Chefetage irgendetwas gebracht hat, dann solltest du wirklich über einen Jobwechsel nachdenken.

Klar ist es doof, klein beizugeben und der Führungskraft demnach den Sieg zu gönnen, aber du musst auch an dich & deine Gesundheit denken. Denn kein Job der Welt ist es wert, dass du dich innerlich kaputt machst.

Investiere die Kraft lieber in deine Karriere, statt dich jeden Tag zur Arbeit zu quälen, nur um der Führungskraft zu beweisen, dass du stark bist. Der/Die Klügere gibt nach.

Bewerbungen schreiben? Kann ich!

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Hast du bereits Bossing erlebt?

Wenn du magst, kannst du mir gerne deine Erfahrungen mitteilen, am besten per Nachricht via Xing oder LinkedIn.

Hast du noch weitere Fragen zum Thema Mobbing am Arbeitsplatz? Dann scheue dich nicht, mich anzuschreiben. Ich habe immer ein offenes Ohr und versuche dir, mit Rat & Tat zur Seite zu stehen.

Beste Grüße
Henryk Lüderitz